Im Interview: Renate Weingärtner, FDP- Fraktionsvorsitzende im Grötzinger Ortschaftsrat und Trägerin der Reinhold-Maier-Nadel

Liebe Renate, ich freue mich sehr, dass ich für unsere FDP-Homepage mit Dir dieses Interview führen darf.
Was bedeutet es für Dich, eine Liberale zu sein, wie beschreibst Du für Dich unsere politische Wertedefinition? Was ist Dir in Deinem Leben in diesem Zusammenhang wichtig, auf was legst Du persönlich wert?
Neben den wichtigen Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit und Toleranz, ist es unerlässlich, sich ständig für eine liberale Persönlichkeitsentfaltung einzusetzen. Denn davon profitiert am Ende die Gesellschaft wieder im Ganzen.
Ich sage ja immer, dass ich mir meine liberal-freiheitliche Einstellung im Verlauf meines Lebens erst „erarbeiten“ musste. Wie war es bei Dir? Wurde Dir diese gesellschaftspolitische Position bereits in die Wiege gelegt?
Schon in der Schule fand ich es toll, dass das Gesetz vorgesehen hat, die Schüler /innen an der Gestaltung des Schullebens teilhaben zu lassen. So stellte ich mich oft zur Wahl als Klassensprecherin und übte diese Position auch mit Freude aus. Als ich dann in das Wahlalter kam, führte ich viele Gespräche mit meinen Eltern, mit Freunden und besuchte auch Wahlveranstaltungen, z.B. Franz Josef Strauß….
Wie bist du genau zur FDP gekommen und was liegt Dir bei einer so langjährigen aktiven Mitgliedschaft am Herzen?
Der liberale Gedanke hat mich schon begeistert, auch die Leute in Grötzingen aus dieser Partei gefielen mir. Vor allem Erika Harsch versuchte mich zu überzeugen.
Am Herzen liegt mir, dass ich relativ selbständig entscheiden kann und nicht bevormundet werde.
Apropos langjährig: Nimm uns bitte mit auf eine kleine Zeitreise. Wie sah das Grötzingen Deiner Kindheit aus?
Ich bin in Grötzingen geboren und kann mich gut an das Haus meiner Oma in der Schustergasse erinnern ….Es war ein ländliches Umfeld mit eigener Struktur. Im Dorf siedelten sich später immer mehr Betriebe an.
Was hat sich bis heute im Malerdorf verändert und was macht unser Grötzingen für Dich so lebenswert?
Das Dorf wurde immer größer, mehr Bebauung…. Durch die Eingemeindung nach Karlsruhe verlor es seine Selbständigkeit - seine Eigenständigkeit versuchen wir jedoch zu bewahren!
Wir haben einen guten Anschluss durch die öffentlichen Verkehrsmittel und sind immer noch schnell im Grünen auf allen Seiten des Tales!
Was ist das Besondere, wenn eine Liberale Kommunalpolitik macht? Wie spannst Du den Bogen, von Deinen Überzeugungen, zu konkreten Entscheidungen im Ortschaftsrat?
Meine oberste Priorität bei meinen Entscheidungen ist die, dass sie zum Wohle von Grötzingen sind. Und, ganz wichtig: Die persönliche Freiheit der MitbürgerInnen stets in Einklang zu bringen, mit den Bedürfnissen der Grötzinger „Gesamtgemeinschaft“.
Und nun die Reise in die Zukunft: Wo und wie siehst Du unser Grötzingen in der Zukunft, bzw. was müssen wir Grötzingerinnen und Grötzinger gemeinsam tun, damit wir eine erfolgreiche Zukunft haben?
Wir müssen versuchen, unser eigenes Image zu bewahren – unsere Künstler mit ihren Ateliers - unsere Naturgebiete, die unser Dorf umgeben – unsere historischen Bauwerke, wie das Schloss und die evang. Kirche – unser gesellschaftliches Eigenleben….
Aber wir müssen auch die sorgfältige Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe pflegen – viele Dinge werden zentral entschieden!
Wir sind nach wie vor sehr stolz auf Dich, weil Du die Reinhold-Maier-Nadel zu Recht erhalten hast. Speziell Dein unermüdlicher Einsatz für die „Graswurzeldemokratie“ wurde gewürdigt. Was macht für Dich die „Graswurzeldemokratie“ aus und warum ist sie für unsere Gesellschaft per se wichtig?
Die Graswurzeldemokratie ist die Demokratie in der Gesellschaft, die von unten her beginnt. Ohne sie funktioniert die Gesellschaft nicht – das Engagement muss breit angelegt sein und von der Basis ausgehen.
In den vielen Jahren Deiner Tätigkeit als erfolgreiche Ortschaftsrätin hast Du viel erlebt. An welche speziellen Abstimmungen erinnerst Du Dich, was waren die emotionalsten Momente?
Die emotionalsten Momente waren die, bei denen der OSR über einen neuen Ortsversteher:in abstimmen musste - gerade weil unsere kleine Fraktion das Zünglein an der Waage abgegeben hat!
Emotionale Momente sind auch immer, wenn geplante Vorhaben realisiert werden und zum Abschluss kamen. Ich habe die Eröffnung aller drei Brücken über die Bahnlinie miterlebt - die Eröffnung des Kunstfachwerks N6 – die Renovierung unseres historischen Rathauses – die Herausgabe des eigenen Kulturkonzeptes für Grötzingen, an dem ich mitgearbeitet habe. Das entschlossene Eintreten der FDP Grötzingens für die Aufhebung des Badeverbotes am Grötzinger Baggersee zählt zu den Meilensteinen unserer Arbeit hier.
Für die Einleitung der Schulbrücke direkt in den Schulhof haben wir nahezu 1000 Unterschriften gesammelt. Unsere Aktion wurde sehr begrüßt – führte aber leider nicht zum Erfolg, denn es wurden neue Treppen gebaut.
Als stellvertretende Ortsvorsteherin habe ich Erstklässler eingeführt, den neuen Pfarrer begrüßt und AltersjubilarInnen gratuliert – dies waren äußerst schöne und bewegende Momente für mich.
Worin siehst Du die größten Herausforderungen für die Kommunalpolitik in Grötzingen und Karlsruhe in den nächsten Jahrzehnten?
Wir müssen für die Einhaltung unserer Rechte, die im Eingemeindungsvertrag fixiert sind, gewissenhaft sorgen. Wir müssen auf die Schönheiten , die unsere Ortschaft zu bieten hat, achten und sie behutsam pflegen.
Die Infrastruktur hier muss vielfältig bleiben, in allen Bereichen…
„Die Kraft eines jeden Volkes liegt in seiner Jugend“: Welche Botschaft möchtest Du den jungen Leuten von heute mit auf den Weg geben?
Beteiligt euch in einer euch angemessenen Form in unserer Gesellschaft und bringt euch ein! Jeder findet eine Möglichkeit, die zu ihm passt und in der er was leisten kann! Kümmert euch…..
Liebe Renate, ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Dir und wünsche Dir von Herzen alles Gute. An dieser Stelle möchte ich mich für das sehr offene und ausführliche Gespräch mit Dir bedanken.
Jörg Breier
Stv. Vorsitzender FDP-OV-Grötzingen und Mitglied des FDP-Kreisvorstandes Karlsruhe